Land- & Subsistenzwirtschaft

Eines der Hauptprobleme in Lesotho ist die hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt bei 45% (Stand 2001) und ist damit eine der höchsten weltweit. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen, gehört Lesotho zu den ärmsten Ländern der Welt. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung, der von weniger als einem US Dollar pro Tag leben muss, laut der „Liste der Länder mit der größten Armut weltweit“ auf 43 %.

Lesotho ist in erster Linie ein agrarisch geprägter Staat (gilt aber als Entwicklungsland); d.h. es gibt überwiegend Landwirtschaft und kaum Industrie.

Ungefähr 85% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Dennoch trägt die Landwirtschaft nur einen Anteil von ca. 18% zum Bruttosozialprodukt bei. Begründet ist dies darin, dass die meisten Menschen auf ihren Feldern und Weiden auf Subsistenzbasis (Selbstversorgung) wirtschaften; d.h. sie produzieren für den Eigenbedarf, um sich selbst versorgen zu können – dies ist ihre Existenzgrundlage. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung betreibt eine solche Landwirtschaft für den Eigenbedarf.

Hinzu kommt, dass nur ca. 9% des Landes landwirtschaftlich nutzbar sind. Die fruchtbaren Landstriche liegen in den lowlands im Westen und in den angrenzenden Bergregionen. Hauptanbauprodukt ist Mais, gefolgt von Sorghum und Weizen. Weitere Anbauprodukte sind Hafer, Weizen, Hirse, Kürbisarten, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln und Spargel. Für den Export wird in den letzten Jahren die Aufzucht von Schnittblumen und Erdbeeren gefördert. Der Anbau von Reis, der auf einem chinesischen Landbauprojekt versucht wurde, erwies sich mangels Regen als nicht rentabel.

Eine kaum zu vermeidende Folge der knappen landwirtschaftlichen Nutzflächen ist eine Überackerung, d.h. eine anhaltend hohe Nutzungsintensität.

Bei den Ackerflächen gibt es im Gegensatz zum Weideland individuelle Nutzungsrechte, die jedes Jahr neu festgesetzt werden. Gegenwärtig erfolgt in der Regel die Verteilung des Ackerlandes durch die Chiefs. Es gibt nur wenige Bauern, die eigenes Land besitzen oder bearbeiten. Dies ist alte Tradition in Lesotho. Doch dieses System hat große Nachteile; denn wer kein eigenes Land besitzt, verliert auch das Interesse daran, es zu schonen und nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig zu bewirtschaften. Das Land kann auch nicht beliehen werden, um einen eigenen Betrieb aufzubauen. Das ganze System nicht transparent.
Die Erntemengen sinken aufgrund von Bodenerosion und der veralteten Anbaumethoden und reichen nicht zur Versorgung aus, so dass besonders für die städtische Bevölkerung Nahrungsmittel eingeführt werden müssen, v. a. aus Südafrika.
So ist der wirtschaftliche Ertrag der Landwirtschaft in Lesotho gering. Trotz der hohen Bedeutung der Landwirtschaft für Lesotho, müssen ¾ der Lebensmittel importiert werden; überwiegend aus Südafrika.

Durch die Begrenztheit bzw. den Mangel an landwirtschaftlichen Nutzflächen, suchen die Bauern neues Ackerland und bewirtschaften auch trockene und felsige Landstriche, wo der flache unfruchtbare Boden vom Wind und vom Regen leichter weggeweht und weggespült wird. Vor allem die periodisch auftretenden Dürreperioden, in Kombination mit starken Regenfällen, verstärken die Bodenerosion und den damit einhergehenden Bodenverlust. Mittlerweile existieren überall im Land Erosionsgräben, die nach starken Regenfällen an Größe zunehmen und bis zu 40m breit sein können. Sie reißen immer mehr Land mit sich und spülen den fruchtbaren Boden weg. Umstritten ist in diesem Zusammenhang auch die Brandrodung, die nach wie vor betrieben wird.
Nach Schätzungen gehen in Lesotho jedes Jahr 40 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Insgesamt, einschließlich des Bodenverlustes durch Erosion, hat das landwirtschaftlich nutzbare Land nach der letzten Erhebung 2006 um fast 10% abgenommen. Maßnahmen gegen Erosion und für die Bodensicherung, wie Dämme, Terrassen und Bepflanzungen, sind notwendig und werden auch ergriffen. Doch die Erfolge bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Eine wichtige Rolle spielt die Viehwirtschaft. In den tieferen Lagen überwiegt die Rinderhaltung, die jedoch recht unproduktiv ist. Das Prestige und die Schaffung von Eigenkapital (z.B. als Brautpreis) stehen für die meisten Familien dabei im Vordergrund. Der Grad der Überweidung wird von Experten auf mittlerweile 300% geschätzt. Dies verwundert nicht, da etwa 70% der Bevölkerung über einen eigenen Viehbestand verfügen.

Die Berge sind für eine intensive Landwirtschaft wenig geeignet. Drei Viertel des Landes bestehen aus Gebirgsregionen, in denen zum überwiegenden Teil nur Weidewirtschaft betrieben werden kann.
In den Bergregionen werden Schafe und Ziegen gehalten. Besonders die Angoraziegen sind hierbei von wirtschaftlicher Bedeutung. Sie liefern die begehrte Mohairwolle. Lesotho gehört zu den führenden Produzenten dieser Wolle auf dem Weltmarkt. Ferner ist auch die Schafwolle für den Export von Bedeutung.

Viele Familien betreiben sowohl Viehzucht als auch Ackerbau; Überweidung und Überackerung sind die Folge.

Obwohl die Flüsse sehr fischreich sind (Forellen und Karpfen), hat der Fischfang nur lokale Bedeutung. Es wird aber mit dem Aufbau von Zuchtanlagen begonnen, die dann auch die Städte beliefern soll.

Die Existenzsicherung eines Großteils der Bevölkerung ist eng mit dem Zustand der Umwelt verbunden. Die Frage der ökologischen Nachhaltigkeit wird damit auch zur Existenzfrage zukünftiger Generationen. Die schwerwiegenden Umweltprobleme können in Lesotho mit folgenden Schlagwörtern zusammengefasst werden: Bodenerosion, Bodenverlust, Entwaldung, Überweidung und Überackerung.