Mpho & Masi zeigten mir ihr Südafrika

Mpho & Masi begleiteten mich während meiner Zeit in Südafrika. Die beiden Kinder lernte ich an der Moravian Primary School kennen. Durch sie lernte ich ihre Eltern kennen, die zu meinen Freunden wurden. Durch diese Freundschaft wurde ich mitgenommen in ihren Alltag; ich lernte “ihr Südafrika” kennen. Wie genau es dazu kam, davon möchte ich hier nun erzählen …

Mpho und Masi gingen in die Klasse, welche ich während meiner Zeit an der Moravian unterstützte. Mpho fiel mir während des Unterrichts auf, weil sie einfach ist wie sie ist 😉 🙂 … absolut liebenswert, fröhlich, ein wenig schüchtern, einfühlsam und emphatisch – und durch ihr Lächeln strahlt sie eine Lebensfreude aus, die jeden ansteckt 🙂 !
Masi(bulele) fiel mir während des Unterrichts und insbesondere in meinen Mathe-Kursen auf, weil er ebenso wie Mpho absolut liebenswert ist und mit seinem unglaublichen Drang die Welt zu entdecken, einfach begeistert 😉 🙂 . Es gibt kaum eine Frage, die ihn nicht interessiert. Und so blieb er nach den Mathe-Kursen immer an der Tür stehen und verwickelte mich in ein Gespräch … er wollte einfach alles ganz genau wissen und so viel wie möglich über die Welt erfahren 😉 🙂 . Seine kurzen Pausen zwischen den Fragen nutzte er lediglich, um über das Gesprochene nachzudenken und um anschließend eine weitere Frage zu stellen 😉 – … er wollte eben alles genau wissen … solange bis er -eine kurzfristig- zufrieden stellende Antwort bekommen hatte 😉 :-)!

Nachdem ich mich nun an der Schule ein wenig eingelebt hatte, wollte ich mehr über das alltägliche Leben der Kinder erfahren. Zugleich hatte ich die Idee, das Leben der Kinder in Imizamo Yethu ein wenig zu dokumentieren, um “meinen Kindern” an der Grundschule Falkenfeld ein wenig von “dem Leben der Kinder in Südafrika” berichten zu können. Eines Tages bat ich daher alle Kinder der Klasse am nächsten Tag die Telefonnummern ihrer Eltern mitzubringen, um ihnen mein Vorhaben zu erklären und um sie zu bitten, an diesem “Projekt” teilzunehmen. Neben vielen anderen Kindern, brachten auch Mpho und Masi die Telefonnummern ihrer Eltern mit und so war für mich klar, dass ich zunächst mit ihren Eltern über mein Vorhaben sprechen möchte, um das Leben der beiden in Imizamo Yethu ein wenig zu dokumentieren.

Die Eltern von Mpho und Masi waren einverstanden mit meiner “Dokumentation” und so vereinbarte ich zunächst mit Mpho´s Familie sie am nächsten Tag in ihrem zu Hause zu treffen. Mpho lebt zusammen mit ihrer Schwester Olwethu, ihrer Mutter Zingisa und dessen Freund Xolisa. Als ich am nächsten Tag zum Haus der Familie kam, saßen Mpho und Olwethu fröhlich wie immer und voller Vorfreude auf dem Hügel vor ihrem Haus. Was wir an diesem Tag alles gemeinsam erlebten, erfahrt ihr unter: Mpho`s Leben in Südafrika“. Es ist absolut lesens- und erfahrenswert 🙂 …
Masi lebt bei seiner Tante Ntombi und seinem Cousin Avile. Zunächst lebte er bei seinem Vater, der aus seiner Heimat, dem Eastern Cape (ehemaliges Homeland) auf der Suche nach Arbeit nach in Khayelitsha, einem anderen Township in der Nähe Kapstadts ging. Er wollte seine Frau und Masis beiden Geschwister nachholen, wenn er eine feste Arbeit und eine Wohnung gefunden hat. Doch aus diesen Plänen wurde leider nichts; sein Vater fand Arbeit in den Minen und ging nach Johannesburg. Seine Eltern entschieden, dass Masi in der Nähe Kapstadts bleiben soll, weil hier die Schulen besser waren, als im Eastern Cape. So entschieden sie, dass Masi bei seiner Tante Ntombi in Imizamo Yethu leben soll und zur Moravian gehen soll.
Bei Masi gestaltete sich der Besuch in seinem zu Hause etwas schwieriger. Es stellte sich heraus, dass er in einer Gegend Imizamo Yethu´s lebt, die man besser nicht “als Fremder” besucht. Sein Haus liegt nur ein Stück von Mpho´s zu Hause entfernt, allerdings in einer noch ärmlicheren Gegend Imizamo Yethu´s. Zingisa bat Ntombi in ihr Haus zu kommen, um abzustimmen, ob ein Besuch möglich ist. Ntombi versicherte uns, dass ich sie am nächsten Morgen besuchen könne; allerdings fand sie es auch gut, dass Zingisa mich dabei begleiten möchte. Und so machten wir uns am nächsten Tag auf, um Masi in seinem zu Hause zu besuchen. Doch ohne all dieser “Panikmache” Raum geben zu wollen, war der Weg zu ihm doch von ein wenig Unbehagen begleitet. Einige Menschen, denen wir begegneten schauten uns doch ein wenig argwöhnisch an und ich merkte, dass in dieser Gegend “mein Besuch” nicht so gerne gesehen wird. Somit blieb es bei einem kurzen Besuch in Masis zu Hause und wir verblieben so, dass Zingisa´s Haus nun der Treffpunkt für weitere gemeinsame Treffen sein solle. Von diesen Treffen gab es von diesem Tag an viele 🙂 …

Mpho, Olwethu, Zingisa, Xolisa, Masi, Ntombi und Avile wurden zu Freunden. Von diesem Tag an, “begleitete” ich sie nahezu tagtäglich … und dies nicht nur, um irgendetwas zu dokumentieren 😉 :-). Sie ließen mich ganz einfach an ihrem alltäglichen Leben teilhaben und so erlebte ich hautnah wie sie ihren Alltag unter diesen schwierigen Lebensbedingungen eines Townships meistern, wie sie mit der Diskrepanz, die sie tagtäglich erleben, spüren und aushalten müssen umgehen – ohne zu verzweifeln. Ich erfuhr, welche Hilfe sie brauchen, welche Hilfe sie bekommen und ich versuchte einen kleinen Teil dazu beizutragen. Wir hatten eine so tolle und wertvolleZeit miteinander, voll von lustigen, spannenden, nachdenklichen und berührenden Erlebnissen und Momenten, die ich für immer in Erinnerung behalten werde und die mich bis heute prägen.

Da ich mit ihnen so viel Zeit verbracht und so viel erlebte, erzählte ich natürlich ständig meiner Familie und meinen Freunden von ihnen. Da so viele Menschen sehr direkt an ihrem Leben teilnahmen, und eben auch von ihren schwierigen Lebensbedingungen erfuhren, wollten sie die beiden und ihre Familien eben auch unterstützen, wodurch wie beschrieben die Idee entstand, den Verein Sun Umbrella zu gründen.

Und so wurden Mpho & Masi zu den ersten “Sun Umbrella Kids”. Sie waren die ersten, deren Lebensbedingungen durch die Spenden der Vereinsmitglieder verändert werden sollten. Masi wurde durch die Spenden ein Schulwechsel von der Moravian zur Hout Bay Montessori School ermöglicht. Diesen Schulwechsel strebte ich nicht an, weil ich an der Kompetenz meiner Kollegen der Moravian zweifelte, sondern weil ich denke, dass man unter den Lehr- und Lernbedingungen unter denen sie dort arbeiten müssen, einem Kind wie Masi nicht gerecht werden kann – auch wenn sie es, wovon ich überzeugt bin, wollen und könnten!
Auch für Mpho wollte ich einen Schulwechsel bewirken, allerdings gab es in Hout Bay keine Schule, an der sie aufgenommen werden konnte. Sie steht auf der Warteliste dieser Schulen und ich kann nur darauf hoffen, dass sich auch für sie diese Chance ergibt … 🙂 . Die unterschiedlichen Chancen, die sich für die beiden ergeben haben, haben mir wieder gezeigt, wie abhängig der eigene Lebensweg von dem Wohlwollen und Gesetzen anderer bestimmt ist …

Ganz egal, wie der Lebensweg der beiden verlaufen wird, Mpho & Masi können sich sicher sein, dass sie unter dem Schutz von Sun Umbrella stehen. Denn sie sind es, die mich den Sinn und den Nutzen dieses Vereins so hautnah spüren lassen haben; sie sind es, die die Gründung des Vereins notwendig machten, weil so viele an ihrem Leben Anteil nahmen und sie sind es durch die der Verein nun so viele andere Menschen unterstützen kann.

 

Danke für alles; liebe Capetonians 🙂 ♥ !!!