Mein Sabbatjahr an der Moravian Primary School / Südafrika

Hier möchte ich nun von einigen -für mich ganz besonderen- Menschen erzählen, die ich während meines Sabbatjahres in Südafrika kennenlernte. Diese Menschen waren es, die die Gründung des Vereins notwendig machten, weil sich so viele Menschen für ihr Leben interessierten und ihnen ein wenig dabei helfen wollten, ihre Lebensumstände ein wenig zu verbessern 🙂 .

Zunächst möchte ich natürlich von den Kindern und den Kolleginnen der Moravian Primary School erzählen. Während meines Sabbatjahres habe ich an dieser Schule gearbeitet. Die Schule liegt in Hout Bay, einem Ort in der Nähe von Kapstadt. Sie wird von den Kindern des nahegelegenen Townships Imizamo Yethu besucht.
Ich war unendlich glücklich und dankbar, als ich nun endlich durch Kevin -einem der wunderbarsten Menschen, die ich in Südafrika kennenlernte- an der Moravian Primary School anfangen durfte zu arbeiten 🙂 . Kevin vermittelte mir durch seine Volontär-Agentur (http://www.volunteersdirect.co.za) den Kontakt zu dem Kollegium der Moravian Primary School. Er ist ein Mensch, der sich absolut selbstlos und sich selbst aufopfernd für die Kinder des Townships Imizamo Yethu engagiert. Wenn ihr wann immer und warum auch immer jemanden sucht, der euch in Kapstadt zur Seite steht, dann wendet euch vertrauensvoll an Kevin 🙂 .

Kevin vermittelte mir den Kontakt zur Moravian Primary School. Er stellte mich der Schulleiterin Mrs Davids vor. Sie war überrascht, dass ich nicht eine der vielen Volontäre war, die nach ihrem Abi “ein wenig Gutes tun” wollen 😉 🙂 und “auf Augenhöhe” an der Schule arbeiten wollte. Da sie mich und “mein Vorhaben” schätzte, schlug sie vor, zunächst im Unterricht der Kolleginnen zu hospitieren, um herauszufinden, wie ich meine Zeit an dieser Schule “sinnvoll” verbringen konnte und auch um ein “feeling” für das afrikanische Schulsystem zu bekommen.

Und so durfte ich in den ersten Tagen in einigen Klassen hospitieren; es war alles sehr interessant und spannend für mich und ich hatte großen Respekt vor den Kolleginnen, die in so großen Klassen (mit mindestens 50 Kindern) und mit so wenig Unterrichtsmaterial ihren Unterricht gestalteten.
Doch schnell wurde mir klar, dass ich mich in das Unterrichtsgeschehen kaum einbringen konnte. Der Ablauf einer jeden Unterrichtsstunde wurde sehr detailliert durch die Vorgaben des Lehrplans vorgegeben und ließ keinen Handlungsspielraum zu. Ich hatte Verständnis dafür, nachdem mir erklärt wurde, dass dies gemacht wird, um den Lehrern, die überwiegend seit den Apartheidszeiten an der Schule tätig waren und somit selbst eine sehr geringe Schulbildung bzw. Lehrerausbildung erwerben durften, durch detaillierte Vorgaben zu unterstützen und so die Unterrichtsqualität zu verbessern.

Ich überlegte, wie ich die Kolleginnen und Kinder -trotz dieses “taffen” Lehrplans- am besten unterstützen konnte. Da meine Englischkenntnisse nicht überdurchschnittlich gut waren und ich den Kindern diesbezüglich wahrscheinlich wenig helfen konnte 😉 , entschied ich, mich auf das Fach Mathe zu konzentrieren. Gemeinsam mit der Schulleitung beschloss ich, dass ich die Kinder, die in Mathe Schwierigkeiten hatten, aus dem Unterricht herausnehme, um sie in Kleingruppen gezielt zu fördern.

Während meiner Hospitation hatte ich bemerkt, dass die Kinder ganz überwiegend mit Hilfe ihrer Finger rechneten. Dies machen die Kinder (überall auf der Welt 😉 ) immer dann, wenn sie keine Anschauungsmaterialien zur Verfügung haben, mit denen sie das Rechnen erlernen können. Ohne nun zu sehr ins Detail zu gehen, ist das Ziel eines jeden Matheunterrichts, dass die Kinder “im Kopf” rechnen können. Der Weg dahin führt über die Nutzung von Anschauungsmaterialien. Da diese an der Schule fehlten, war mir klar, dass dies unbedingt geändert werden musste 😉 :-).
Und da -wie an so ziemlich jeder Schule der Welt- kein Gelder für die Anschaffung von Unterrichtsmaterialien zur Verfügung standen, machte ich mich auf die Suche nach einer günstigen Alternative. Diese fand ich im Internet und so bastelte ich aus Toilettenpapierrollen, Schaschlikspießen, Holzperlen und feinem weißen Kapstädter Sand 🙂 die ersten Rechenschieber; dies war übrigens meine erste Upcyclingidee 😉 🙂 .
Das Kollegium war begeistert von dieser Idee und so organisierte ich den ersten “workshop” an der Schule. Während des Workshops bastelten die Kolleginnen der 1. und 2. Jahrgangsstufe (gemeinsam mit ca. 20 amerikanischen Volontären, die gerade an der Schule waren) Rechenschieber für ihre Klassen.

Das Zweite, woran ich unbedingt arbeiten wollte war, dass die Kinder nicht nur das Mathebuch -und nun auch die Rechenschieber 😉 🙂 – als Unterrichtsmaterial zur Verfügung hatten. Denn die Arbeit nach einem Schulbuch führt ganz überwiegend dazu, dass jedes Kind zur gleichen Zeit die gleichen Lerninhalte lernen muss; egal auf welchem Lern- und Leistungsstand es sich tatsächlich befindet.
Und so stellte ich während meiner Zeit an der Schule zahlreiche Materialien zusammen, die den Kindern ermöglichten, selbstständig in ihrem Lerntempo die Lerninhalte zu erwerben. In weiteren workshops stellt ich den Kolleginnen die Materialien vor und “überzeugte” sie davon, wie wichtig es ist, dass die Kinder stets Unterrichtsmaterialien zur Verfügung haben, die sie entsprechend ihres individuell unterschiedlichen Lern- und Leistungsstandes gerade brauchen 🙂 .

In der Zeit, an der ich an der Schule tätig war, war die Zusammenarbeit mit den Kollegen sehr gut 🙂 🙂 🙂 . Sie versprachen, meine Materialien auch nach meiner Abreise “in meinem Sinne” im Unterricht einzusetzen. Ich versprach, sie auch von Deutschland aus weiter mit Unterrichtsideen zu unterstützen.
Nach meiner Rückkehr an die Grundschule Falkenfeld entschied das Kollegium, dass wir mit der Moravian Primary School eine Partnerschaft aufbauen wollen:

Die Kinder der vierten Klasse begannen eine Brieffreundschaft:

Die Kinder der Grundschule Falkenfeld sammelten Schulsachen, die ich als Geschenk während meiner nächsten Urlaube mitnahm:

Der Wahlpflichtkurs “Wir stellen Schönes und Nützliches aus Natur- und Recyclingmaterialien her” wurde gegründet mit dem Ziel, kleine “Kunstwerke” herzustellen, die von den Kindern auf Schulbasaren verkauft wurden, um die eingenommene Gelder für Unterrichtsmaterialien zur Verfügung zu stellen.

Die Unterrichtsmaterialien, die ich während meines Sabbatjahres für die Moravian Primary School entwickelt hatte, setzte ich auch in meinem Unterricht ein, entwickelte sie fort und ließ sie den Kolleginnen dort zukommen.

Doch verschiedene Umstände (mehrere Schulleiterwechsel, Überlastung der Kolleginnen, …) führten dazu, dass die Partnerschaft mit der Moravian Primary School nicht aufrecht erhalten werden konnte. Zurzeit besteht keine “berufliche” Zusammenarbeit mit der Moravian Primary School.
Der private Kontakt zu Kolleginnen konnte aufrecht erhalten werden und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch irgendwann einmal eine Fortführung dessen was so gut begann … 🙂 . Ich werde die Arbeit an der Moravian Primary School -die Kinder und Kolleginnen- für immer in Erinnerung behalten und danke ihnen so sehr für die so schöne und so wertvolle Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften 🙂 …

Es gibt zwei Kinder, die ich an der Moravian Primary School kennenlernte und ganz besonders ins Herz geschlossen habe; die ersten “Sun Umbrella Kids”; Mpho und Masibulele . Ihre Eltern wurden zu meinen Freunden und so versuchte ich, die Lebensbedingungen der beiden und ihrer Familien ein wenig zu verbessern. Auf der “Kinderseite” erfahrt ihr, inwiefern dies gelungen ist 🙂 …