Gemeinsam nachhaltig leben – es geht; “think global and act local”
Die ersten Wochen waren recht emotional. Denn vieles, von dem ich bisher in Medien gelesen oder gehört bzw. was ich dort gesehen hatte, wurde nun im Kleinen –in alltäglichen Situationen und Begegnungen- konkret greifbar und intensiv spürbar und so bekamen Zahlen ein Gesicht und Fakten wurden zu persönlichen Schicksalen.
Ich war überfordert von der Not so vieler Menschen und dem daraus resultierenden gewaltigen Bedarf an Hilfe. Es ist etwas Anderes, ob man von den schwierigen Lebensbedingungen liest, davon hört, diese in den Medien sieht oder ob man sie hautnah sieht und spürt …
Noch nie hatte ich eine so extreme Armut und einen so extremen Wohlstand auf so engem Raum unmittelbar nebeneinander erlebt. Ich war schockiert, wusste nicht wo ich anfangen sollte, zweifelte an der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit meines Vorhabens und überlegte, ob und wie ich überhaupt etwas bewirken konnte. Zugleich war ich entsetzt von der gefühlten selbstverständlichen Akzeptanz und scheinbaren Ignoranz der wohlhabenden Menschen; ich war wütend, einfach schlichtweg fassungslos. Für mich traf hier „das ganze Elend der Welt“ und „der Reichtum der dies ignorierenden Menschen“ aufeinander. Wie erst sollte es den Menschen gehen, die das tagtäglich aushalten müssen, und nicht wie ich die Möglichkeit zum Rückzug in die „sichere heile Welt“ haben …?
Und doch …, je mehr ich in die Lebenswirklichkeit der Menschen eintauchte und je mehr Kontakt ich zu den Menschen hatte, umso konkreter sah ich deren Bedarf und umso deutlicher und besser verstand ich, in welcher Art und Weise und mit wie wenig ich helfen konnte. Diese Erfahrung war für mich wesentlich und sehr prägend 🙂 .
So wurden die „großen unlösbar erscheinenden Probleme der Welt“ konkreter, greifbarer und damit –ein wenig- lösbarer. Und ich merkte: das Lösen „der großen Probleme der Welt“ fängt im Kleinen, vor Ort, bei dem einzelnen Menschen an. Hier konnte ich Einfluss nehmen, die schwierigen Lebensbedingungen ein Stück weit verändern und tatsächlich etwas bewirken …
Auch lehrten mich während dieser Zeit gerade die Menschen, die eigentlich verzweifelt, verbittert oder wütend sein müssten, zuversichtlich und geduldig zu sein und nachsichtig zu denken; nicht mit den Gegebenheiten zu hadern, sondern sich auf das Machbare und Positive zu konzentrieren.
Ich musste während dieser Zeit immer wieder an Bheka denken. Seine Einstellung scheint eine grundlegende Lebensphilosophie vieler Menschen zu sein; die ihnen hilft, schwierige Lebensbedingungen auszuhalten – … und resümierend muss ich nun sagen, dass diese Einstellung auch mir geholfen hat und mich bis heute prägt 🙂 .
Ich fing an und konzentrierte mich auf das Machbare und das Positive; ich überlegte, wie ich an der Schule helfen konnte und auch den Menschen, die ich während dieser Zeit kennen lernen durfte. An der Schule initiierte ich ein Matheprojekt und den Freunden/Bekannten half ich mit vielen kleinen Ideen ein wenig weiter; ich versuchte einfach das Beste aus den Gegebenheiten zu machen …
Und je mehr ich mich mit Hilfsprojekten beschäftigte und nach Lösungsansätzen / Ideen suchte, desto mehr kristallisierte sich ein Grundsatz heraus, nach dem ein Hilfsangebot gestaltet sein sollte: Es ist der Grundsatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit dem Ziel, Menschen zu befähigen ihr Leben unabhängig und selbstständig gestalten zu können. Oder mit den Worten von Konfuzius: Gib jemandem einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre jemanden zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.
Nach diesem Grundsatz habe ich gehandelt, Hilfsprojekte konzipiert und Ideen zusammengetragen … und dabei so viele liebe Menschen kennengelernt und gemeinsam mit ihnen so viele schöne und wertvolle Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt, die meine Aufenthalte zu einer sooooooooo wertvollen, prägenden und unvergesslichen Zeit werden ließen; HERZLICHEN DANK an dieser Stelle an euch – liebe „Capetonians and Basotho“ – 🙂 🙂 … !!!
Maybe you are right and I´m like a “fake coconut” – outside white and inside brown” 😉 🙂 THANKS A LOT FOR ALL 🙂 🙂 🙂 !!!
All die Erlebnisse und Erfahrungen während meines Aufenthaltes und meiner Arbeit prägten mich sehr und lassen mich „die großen Probleme der Welt“ nun ein wenig anders betrachten. Um nicht zu verzweifeln oder zu resignieren, hilft es tatsächlich, den Fokus auf „das Kleine“, das Machbare und das Positive zu lenken: Natürlich kann ich nicht die ganze Welt ändern; aber ich kann durch eine „kleine gute Tat“ für einen Menschen die „Welt“ ein wenig verändern (… oder die Welt für einen Menschen ein wenig verändern). Und indem man bei dem einzelnen Menschen anfängt, es ist es möglich, die ganze Welt -wenn auch nicht völlig zu ändern, so doch zumindest ein wenig- zu verändern. Und nur, weil ich nicht die ganze Welt ändern kann, fange ich doch trotzdem damit an, sie nach und nach ein wenig zu verändern, um zu schauen, wie weit man kommt 😉 🙂 …
Und mit noch etwas sollte Bheka Recht behalten; viele Menschen engagieren sich, wenn sie die individuellen Sorgen einzelner Menschen kennen, wenn sie gezielt helfen können und wissen, bei welchem Mensch ihre Hilfe ankommt: Während und nach meinen Reisen erzählte ich meiner Familie, Freunden, Kollegen und Bekannten von meinen Erlebnissen, den vorherrschenden Lehr- und Lernbedingungen an den Schulen und den Lebensbedingungen der Menschen, die ich während dieser Zeit kennenlernte, der Hilfsbedürftigkeit einzelner Menschen; meinen Hilfsprojekten & Ideen.
Als sie erfuhren, welche Menschen welche Hilfe brauchen, haben viele überlegt, wie sie sich engagieren und mithelfen können und schnell entstand die von Bheka beschriebene Situation: Die Hilfsprojekte & Ideen wurden zu einer gemeinsamen Basis – einem stabilen Gerüst; durch sie haben Menschen zueinander- und zusammengefunden und der Gedanke der Wohltätigkeit entfaltete sich; es entstand ein schützendes Schirmdach – eine solidarische Gemeinschaft die bedürftigen Menschen Schutz bietet.
So ergab sich das Konzept und das Ziel des Vereins, denn die Warmherzigkeit dieser Menschen, ihre Anteilnahme und Bereitschaft sich zu engagieren, waren so groß, dass es erforderlich wurde, den Verein zu gründen, um die Hilfe anzunehmen und breit gefächert verteilen zu können – „Sun Umbrella“ entstand 🙂 .
In den folgenden Berichten gebe ich einen kleinen Einblick in das Leben der Menschen in Imizamo Yethu und meine Tätigkeit an der Moravian School. Auf der Kinderseite beschreibt Mpho, ein Mädchen aus Imizamo Yethu “mit den Augen und Worten eines Kindes” das Leben der Menschen in Südafrika.