Südafrika – ein Abbild weltweiter Gesellschaftsstrukturen

Warum ich für einige Zeit in Südafrika lebte – ein Land in dem die Diskrepanz zwischen arm und reich so gewaltig ist, wie in kaum einem anderen Land; in dem genau diese beiden Welten unvermittelt aufeinanderprallen? Vielleicht gerade deshalb …

Für mich war Südafrika immer ein gesellschaftliches Abbild der weltweit extrem ungerechten Verteilung lebensnotwendiger Güter und der extrem ungleichen Lebensbedingungen; Verhältnisse, die bewusst, ganz offensichtlich und gezielt vor den Augen der Weltöffentlichkeit herbeigeführt wurden und werden – durch eine Gesetzgebung, die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Interessen skrupelloser Machthaber bediente.

Südafrika wurde zu einem durch die Gesetze der Apartheid geprägtes und tief gespaltenes Land. Es wurde zu einem Land in dem per Gesetz diese zwei Welten geschaffen wurden, die nebeneinander existierten sollten und noch immer weitgehend existieren. Die Welt der wohlhabenden weißen „Herrscher“ mit guter Bildung und garantierten Arbeitsplatzchancen und die Welt der benachteiligten schwarzen „Unterdrückten“ mit gewollt mangelhafter Bildung und stark begrenzten Arbeitsplatzchancen. Diese extrem ungleichen und ungerechten Lebensbedingungen und -chancen und der damit einhergehenden Verteilung lebensnotwendiger Güter, waren von dem Apartheidsregime gewollt und wurden per Gesetz gezielt herbeigeführt.

Die Lebensbedingungen der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit entsprechen dem Lebensstandard eines Entwicklungslandes; während die Lebensbedingungen eines kleinen Teils der Bevölkerung dem Lebensstandard eines Industrielandes entsprechen. Dies spiegelt in etwa die weltweite ungleiche Verteilung der Vermögensverhältnisse wieder: In Bezug auf die Weltbevölkerung hat ein Prozent der Reichsten mehr Vermögen, als alle anderen Menschen der Welt zusammen; in Südafrika existiert diese extrem ungerechte Diskrepanz innerhalb eines Landes und innerhalb dessen innerhalb einzelner Viertel ja sogar innerhalb direkt nebeneinanderliegender Straßenzüge. Die Spuren und das Erbe der Apartheid sind auch heute, 27 Jahre nach der Apartheid, allgegenwärtig; bittere Armut und übermäßiger Wohlstand – Tür an Tür.

Doch Südafrika ist auch ein Land, das sich nach dem Ende der Apartheid aufgemacht hat, die Zukunft gemeinsam zu gestalten und nun die Aufgabe meistern muss, diese Diskrepanz auszugleichen. Südafrika steht damit stellvertretend vor einer Aufgabe die weltweit auf nationaler und internationaler Ebene gelöst werden muss; eine gerechte Verteilung lebensnotwendiger Güter und eine Angleichung extrem ungleicher Lebensbedingungen.

… ich wollte -zumindest in Ansätzen- herausfinden, wie die Menschen, die diese Diskrepanz tagtäglich erleben, spüren und aushalten müssen, damit umgehen – ohne zu verzweifeln, welche Hilfe sie brauchen, welche Hilfe sie bekommen und wie ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte.